Hamburg Pride/ Zum goldenen Hirschen

Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*feindlichkeit

Das CSD-Motto 2023

Mit dem diesjährigen Motto solidarisieren wir uns mit jener Gruppe der LGBTIQ+-Community, der in besonders erschreckendem Maße Vorurteile, Diskriminierung, Hass und Gewalt entgegenschlägt. Wir wollen ein kraftvolles Zeichen für die Akzeptanz von trans* Menschen in der breiten Gesellschaft setzen, deutlich machen, dass wir als LGBTIQ+-Community zusammenstehen und die Politik auffordern, endlich das Selbstbestimmungsgesetz zu verabschieden.

Das Plakatmotiv wurde von der Hamburger Agentur „Zum goldenen Hirschen“ pro bono und in Zusammenarbeit mit trans* Personen aus der Hamburger Community entwickelt. Darauf zu sehen ist die Göttin Justitia, die Gerechtigkeit für trans* Menschen einfordert: Ihre Augen sind mit einer Binde in den trans* Farben verbunden. Mit ihrem Schwert zerfleddert sie u.a. das alte, sogenannte „Transsexuellengesetz“. Es schreibt fest, dass trans* Menschen ein langwieriges und entwürdigendes Verfahren überstehen müssen, um den Geschlechtseintrag im Personenstand zu ändern. Die Menschenmenge auf dem Plakat zeigt an: Um die Lebenssituation von trans* Personen zu verbessern, ist die gesamte Gesellschaft gefragt. Trans* Menschen brauchen Verbündete, sowohl innerhalb der LGBTIQ+-Community als auch in der hetero-normativen Mehrheitsgesellschaft.

Das CSD-Motto wurde gemeinsam mit Hamburg Pride-Mitgliedern und Vertreter*innen von queeren Vereinen und Netzwerken sowie von Parteien entwickelt.

Wofür steht das CSD-Motiv 2023?

  • Justitia: Die Göttin der Gerechtigkeit (Symbol: Waage) und Strafe (Symbol: Schwert). Ihr Schritt nach vorne spielt auf die geplante Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes durch die Bundesregierung an, nach dem Motto: Es geht vorwärts.
  • trans* Farben: Blau, rosa und weiß sind die klassischen trans* Farben. Blau steht für Männlichkeit, rosa für Weiblichkeit, weiß für den Übergang (Transition).
  • Augenbinde in trans* Farben: Normalerweise ist die Augenbinde der Justitia weiß; ein Symbol dafür, dass die Göttin ohne Ansehen der Person gerecht urteilt. Die trans* Farben zeigen an, dass die Unparteilichkeit für trans* Personen bislang nicht immer gilt und diese während ihrer Transition fremdbestimmt sind: Ob sie z.B. Namen und den Geschlechtseintrag ändern dürfen, hängt bislang von Therapeut*innen und Gerichtsentscheidungen ab. 
  • Waage mit Herzen: Die trans* Farben in den Waagschalen symbolisieren, dass trans* Personen die gleichen Rechte zustehen wie allen anderen Menschen. Allgemein hilft die Waage der Justitia, das richtige Strafmaß zu finden und abzuwägen.
  • Kleid: In Fetzen, da Justitia schon lange für trans* Rechte kämpft
  • Das Schwert: Straft bisher geltende Vorschriften, insbesondere das vom Bundesverfassungsgericht mehrfach und in wesentlichen Teilen für verfassungswidrig eingestufte „Transsexuellengesetz“ (TSG). Justitia zerstört mit ihrem Schwert die alte Gesetzeslage, die trans* Personen bislang diskriminiert. Das alte, menschenfeindliche TSG bestimmt, dass trans* Personen ein langwieriges und entwürdigendes Verfahren überstehen müssen, um den Geschlechtseintrag im Personenstand zu ändern.
  • Menschenmassen: zeigen an, dass eine veränderte Gesetzeslage von der breiten Gesellschaft gelebt werden muss. Wir von Hamburg Pride e.V. rufen Alle zu Solidarität mit trans* Personen auf.
  • Armbinde in Regenbogenfarben: Steht dafür, dass Justitia auch für Gerechtigkeit gegenüber der LGBTIQA+-Community eintritt.
  • Progress Flag: Variation der Regenbogenflagge, die links einen Keil mit dem Muster der intergeschlechtlichen Community zeigt, die Trans-Pride-Flagge andeutet und als Zeichen gegen Rassismus mit den Farben Schwarz und Braun gezielt Black & Indigenous & People of Colour sichtbar macht.
  • Buch TSG: Teile des“ Transsexuellengesetzes“ (TSG) wurden im Laufe der Anwendung vom Bundesverfassungsgericht mehrfach als verfassungswidrig eingestuft. Hierzu zählen Zwänge zu Sterilisation sowie Ehescheidung. Weitere Teile des TSG, wie auch die Begrifflichkeit der Transsexualität selbst, finden im Sinne einer medizinischen Betrachtung keine Anwendung mehr. Es wird der Begriff „Geschlechtsinkongruenz“ verwendet und darüber das Vorliegen einer psychischen Erkrankung ausdrücklich verneint.
  • Buch Familienrecht: Spielt darauf an, dass trans* Eltern bislang auch nach einer Personenstandsänderung nicht als solche in die Geburtsurkunde ihres Kindes eingetragen werden, sondern weiterhin mit dem bei ihrer Geburt eingetragenen Geschlecht und Vornahmen, d.h. trans* Männer werden als „Mutter“ eingetragen, trans* Frauen als „Vater“ – dies muss endlich geändert werden.
  • Buch BGA des MDS: „BGA des MDS“ steht für „Begutachtungsanleitung des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen“ zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Kinder und Jugendliche werden aus der BGA ausgeklammert, ebenso nicht-binäre Personen. Die BGA entspricht nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft und nicht den seit 2022 in Deutschland in Kraft getretenen Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO (ICD-11), erfährt aber weiterhin Anwendung.
  • Tattoo Blitz: Symbol für die persönliche Macht, ein Ansinnen durchzusetzen, Energie und Souveränität
  • Tattoo Roter Regenschirm: Weltweites Symbol für Sexarbeit. In vielen Ländern der Welt haben trans* Menschen immer noch meist nur die Möglichkeit, mit Sexarbeit ihr Geld zu verdienen, da sie in anderen Berufen nicht ihre Geschlechtsidentität offenbaren dürfen, ohne diskriminiert oder verfolgt zu werden. Der Regenschirm steht außerdem für eine positive Haltung zu Sexarbeit und Sexualität. Er steht als Dach da und schützt die Menschen.
  • Tattoo Seepferdchen: Steht für schwangere trans* Männer. Wie bei den Seepferdchen in der Tierwelt, bei welchen die Männchen die Kinder austragen, können trans* Männer Kinder gebären, wenn sie sich dazu entscheiden, bevor sie (ggf.) geschlechtsangleichende Operationen vorgenommen haben.
  • Tattoo Anker: Maritimes Symbol, das in Hamburg viel genutzt wird. Der Anker steht außerdem für Liebe, Hoffnung, Halt und Schutz.

Hamburg Pride e.V. bedankt sich bei der Kommunikationsagentur Zum goldenen Hirschen sehr herzlich für die inspirierende Zusammenarbeit und das großartige Ergebnis des gemeinsamen Prozesses. Es ist immer wieder eine Freude zu erleben, dass sich Kampagnenprofis pro bono mit ihrer kreativen Energie zur Verfügung stellen, um den CSD zu unterstützen. Unser ganz besonderer Dank gilt Sibel und KJ für die fröhliche, unkomplizierte und vertrauensvolle gemeinsame Arbeit.